2Wie lange, HERR, soll ich noch rufen und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht.
3Warum lässt du mich die Macht des Bösen sehen und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit.
4Darum ist die Weisung ohne Kraft und das Recht setzt sich nicht mehr durch. Ja, der Frevler umstellt den Gerechten und so wird das Recht verdreht.
5Seht auf die Völker, schaut hin, staunt und erstarrt! Denn gewiss vollbringt er in euren Tagen ein Werk - würde man euch davon erzählen, ihr glaubtet es nicht.
6Denn seht, ich stachle die Chaldäer auf, das grausame, ungestüme Volk, das die Weiten der Erde durchzieht, um Wohnplätze zu erobern, die ihm nicht gehören,
7ein furchtbares und schreckliches Volk, das selbst sein Recht und seinen Rang bestimmt.
8Seine Pferde sind schneller als Panther, wilder als die Abendwölfe. Seine Rosse und Reiter stürmen heran, sie kommen aus der Ferne, sie fliegen herbei wie ein Geier, der sich auf seinen Fraß stürzt.
9Sie rücken an, entschlossen zu roher Gewalt, alle Gesichter vorwärts gerichtet. Gefangene raffen sie zusammen wie Sand.
10Sie machen sich sogar über Könige lustig und lachen über mächtige Fürsten; ja, sie spotten über jede Festung, sie schütten einen Erdwall auf und nehmen sie ein.
11Dann ziehen sie weiter, wie der Sturmwind sausen sie dahin. Und sie haben ihre Kraft zu ihrem Gott gemacht.
12Bist du nicht seit Urzeiten, HERR, mein heiliger Gott? Gewiss werden wir nicht sterben! HERR, du hast sie dazu gerufen, an uns das Gericht zu vollziehen: Du, unser Fels, du hast sie dazu bestimmt, uns zu bestrafen.
13Deine Augen sind zu rein, um Böses mit anzusehen, du kannst der Unterdrückung nicht zusehen. Warum siehst du also den Treulosen zu und schweigst, wenn der Ruchlose den Gerechten verschlingt?
14Warum behandelst du die Menschen wie die Fische im Meer, wie das Gewürm, das keinen Herrn hat?
15Mit der Angel holt er sie alle herauf, er schleppt sie weg in seinem Netz und rafft sie fort in seinem Fischgarn; er freut sich darüber und jubelt.
16Deshalb opfert er seinem Netz und bringt seinem Fischgarn Rauchopfer dar; denn durch sie hat er reichen Gewinn und ein üppiges Mahl.
17Darum zückt er unablässig sein Schwert, um ohne Erbarmen die Völker zu morden.